Sozialsenatorin Melanie Schlotzhauer: „Wir wollen, dass zu uns geflüchtete Menschen schneller auf dem Arbeitsmarkt ankommen. Arbeit stärkt Menschen, schützt vor Armut und fördert die Integration. Hier setzt der „Job-Turbo“ der Bundesregierung an. Er sorgt dafür, dass erste Arbeitserfahrungen und Spracherwerb künftig stärker Hand in Hand gehen. Bei der Arbeit erlernte Sprache hilft so bei der schnelleren Integration in unsere Gesellschaft, das ist der richtige Ansatz. Damit der „Job-Turbo“ gelingt, brauchen wir Arbeitgeber, die Geflüchteten eine Chance geben, auch wenn sie noch nicht perfekt Deutsch sprechen. Gleichzeitig sind die zu uns geflüchteten Menschen aufgerufen, aktiv ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu ergreifen.“
Sönke Fock, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Hamburg: „In fast allen Branchen der Hamburger Wirtschaft ist der Ruf nach Arbeits- und Fachkräften seit langer Zeit unüberhörbar. Ob Gastronomie, Logistik, öffentliche Verwaltungen, Gesundheitswesen, internationaler Handel, Handwerk, Sozialwesen oder wirtschaftliche und technische Dienstleistungen: Alle Wirtschaftsbereiche haben freie Arbeitsstellen in den Betrieben, die oft schwer und nur zeitverzögert besetzt werden können. Trotzdem gelingt es Hamburg seit vielen Jahren, die Gesamtbeschäftigung immer weiter auszubauen. Mit aktuell fast 1.080.000 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten verzeichnen wir eine Rekordbeschäftigung. Und auch wenn das Wirtschaftswachstum zu Beginn dieses Jahres ein niedriges Niveau aufweist und die Konjunkturprognosen aktuell verhalten ausfallen, müssen wir uns schon heute verstärkt um Arbeits- und Fachkräfte von und für morgen bemühen. Allein der Ersatzbedarf für in Rente wechselnde Beschäftigte beziffert sich innerhalb der nächsten sieben Jahren auf fast 100.000. Gehen wir dann noch einmal fünf Jahre weiter, sind es insgesamt unglaubliche 225.000 (20,8 Prozent) Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die aus dem Erwerbsleben ausscheiden. Ein enormer Verlust und besondere Herausforderung für Hamburger Betriebe, aber auch für uns als Gesellschaft insgesamt. Der „Job-Turbo“ setzt daher zum richtigen Zeitpunkt an, um frühzeitig alle Potentiale, insbesondere bei den geflüchteten Menschen, in den Arbeitsmarkt zu integrieren.“
Dirk Heyden, Geschäftsführer von Jobcenter team.arbeit.hamburg: „Wir wollen die geflüchteten Menschen, die einen Integrationskurs abgeschlossen haben, möglichst schnell in Arbeit bringen, weil so sowohl der vertiefte Spracherwerb als auch die Integration in die Gesellschaft am besten gelingen können. Dafür bieten wir vielfältige Angebote und Formate zur Unterstützung an. Aber wir brauchen auch Arbeitgeber, die bereit und offen sind, diesen Menschen eine Chance zu geben, auch wenn sie eben noch nicht perfekt alle Voraussetzungen erfüllen. Es ist Zeit, die häufig sehr formalen und tradierten Anforderungen zu senken. Wir als Jobcenter team.arbeit.hamburg werden dabei mit gutem Beispiel vorangehen und versuchen, 2024 mindestens 10 Geflüchtete einzustellen.“
Zum Hintergrund
Hamburg nimmt im Vergleich der Bundesländer mit einer Beschäftigungsquote von 47,6% den Spitzenplatz beim Zuwachs der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung bei den Top 8 Asylherkunftsländern ein und liegt bei den Ukrainer:innen mit 23% in der oberen Hälfte. Dieses schon gute Ergebnis wollen wir weiterhin halten bzw. ausbauen.
Ca. 9.000 Menschen haben ihren Integrationskurs in Hamburg erfolgreich beendet. Bis Ende Juni 2024 werden jeden Monat ca. 700 Absolventinnen und Absolventen die Integrationskurse des BAMF abschließen, d.h. sie verfügen über Grundkenntnisse der deutschen Sprache (in der Regel Sprachniveau A2 bis B1) und des deutschen politischen Systems.
Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, dass sie eine Arbeit aufnehmen, hier vertiefte Sprachkenntnisse erlangen, durch den Kontakt zu neuen Kolleginnen und Kollegen im Betrieb integriert werden und eine echte Chance bekommen, dauerhaft in Deutschland anzukommen. Denn auch wenn sie noch nicht perfekt Deutsch sprechen und vielleicht auch nicht gleich zu 100% auf das geforderte Profil passen, bieten sie große Chancen für die Arbeitgeber, sie als Fach- und Arbeitskräfte zu gewinnen und zu entwickeln.
Dafür müssen wir eng mit den Arbeitgebern zusammenarbeiten und haben ein ganzes Bündel an Angeboten für sie zusammengestellt:
Darüber hinaus bieten wir diverse begleitende Unterstützungsmöglichkeiten:
Ralf Zastrau, Geschäftsführer Albertinen-Haus: „In der Integration von Geflüchteten liegt eine Riesenchance für soziale und Dienstleistungsberufe – wir brauchen dringend motivierte Kräfte, damit wir die uns anvertrauten Menschen gut versorgen können! Ich freue mich sehr, dass das Hamburg Welcome Center und die Albertinen-Services Hamburg gemeinsam schon viel erreicht haben. Unbürokratischer Zugang zum Arbeitsmarkt, enge Begleitung der Geflüchteten und schneller Erwerb der deutschen Sprache sind die Schlüsselfaktoren, damit die Integration noch besser gelingt. Und gerade in diesen Tagen vor allem Menschenfreundlichkeit, Offenheit und Respekt!“
Gemeinsamer Appell von Melanie Schlotzhauer, Sönke Fock und Dirk Heyden an die Arbeitgeber in Hamburg: „Geben Sie geflüchteten Menschen eine Chance und unterstützen Sie sie bei ihrer Integration in Arbeit und auch in die Gesellschaft. Sichern Sie sich damit Nachwuchskräfte für Ihr Unternehmen. Jetzt ist die Zeit für uns alle, gemeinsam zu handeln und zu helfen.“
In Hamburg beziehen aktuell 196.971 Menschen in 101.192 Bedarfsgemeinschaften Bürgergeld. Die Einführung 2023 ist rückblickend in beiden Stufen geräuschlos und professionell gelungen. Gerade die erweiterten Qualifizierungs- und Fördermöglichkeiten sind Beispiele für erfolgreiche Instrumente, die wir sehr begrüßen. Wir gehen aktiv auf alle unsere Kundinnen und Kunden zu, um sie optimal zu fördern und auf dem Weg in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung zu begleiten und zu unterstützen.
Vorbehaltlich der Verabschiedung des Bundeshaushalts 2024 wird dem Jobcenter team.arbeit.hamburg im Globalbudget annähernd die gleiche Mittelausstattung wie 2023 zur Verfügung stehen. Dies ist eine positive Nachricht, die die Fortsetzung unserer erfolgreichen Arbeit für alle Kundinnen und Kunden ermöglichen wird. Angesichts steigender Kosten für alle arbeitsmarktpolitischen Instrumente sowie der Personal- und Sachkosten sind die Spielräume für arbeitsmarktpolitische Förderungen im Vergleich zu 2023 jedoch begrenzt. An der Zusage, bis zu 25% der verfügbaren Eingliederungsmittel für den Sozialen Arbeitsmarkt (AGH und TaAM (§16i SGB II)) zu investieren, halten wir weiterhin fest. Aktuell prüfen wir die möglichen Spielräume für TaAM und AGH und sind dazu im Austausch mit unseren Trägern (Sozialbehörde und Agentur für Arbeit).
Bei der momentan in manchen Kreisen und Medien sehr emotional geführten Debatte über sog. „Verweigerer“ würden wir uns eine Versachlichung der Debatte sehr wünschen. Die Zahl der Kundinnen und Kunden, die ihren Mitwirkungspflichten nicht nachkommen und sich der Zusammenarbeit mit den Integrationsfachkräften dauerhaft verweigern, ist weiterhin sehr gering (ca. 3%). Dennoch würden wir es begrüßen, wenn wir bei dieser kleinen Minderheit bessere Möglichkeiten hätten, die Zahlung des Bürgergelds (ausgenommen sind immer die Kosten für Unterkunft und Heizung) vorübergehend auszusetzen, bis sie wieder zum Gespräch erscheinen und ihren Beitrag zur Beendigung ihrer Hilfebedürftigkeit leisten.
Rückfragen der Medien
Jobcenter team.arbeit.hamburg
Kerstin Fechner, Pressesprecherin
Telefon: 040 600 98 135
E-Mail: Jobcenter-team-arbeit-hamburg.Presse@jobcenter-ge.de
www.team-arbeit-hamburg.de
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